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Digitalisierung? Die einen machen es, die anderen bleiben in der Komfortzone

Autorenbild: Dr.-Ing. Timo KannengießerDr.-Ing. Timo Kannengießer

Digitalisierung - Ein Blick in die Zukunft

Inzwischen möchte jedes Unternehmen digitaler werden, aber seien wir ehrlich: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit klafft oft eine riesige Lücke. Neue Tools allein bringen keine Innovation, und wer Digitalisierung nur als Tech-Upgrade sieht, wird schnell ausgebremst. Die wahre Herausforderung liegt woanders: in Strategie, Unternehmenskultur und klaren Entscheidungen.

Genau darüber sprechen wir heute mit Dr. Andreas Rebetzky. Der promovierte Physiker und anerkannte Mittelstandsexperte bringt über 20 Jahre Erfahrung als CIO in führenden mittelständischen Unternehmen wie der M+W Group, Bizerba und Sto mit. Dort leitete er Teams von bis zu 120 Mitarbeitenden und gestaltete die digitale Transformation maßgeblich mit. Seine Kernkompetenz liegt in der strategischen Organisation von IT- und Digitalisierungseinheiten. Als Mitglied im Senat der deutschen Wirtschaft engagiert er sich aktiv in der Kommission „Digitale Zukunft“ und setzt sich für die nachhaltige Digitalisierung des Mittelstands ein.

In dem Interview mit uns spricht er darüber, warum Digitalisierung vor allem Mut erfordert, welche Irrtümer Unternehmen teuer zu stehen kommen und wie man den Sprung von der Theorie in die Praxis schafft.

 

Timo: Andreas, wenn ich auf 2024 zurückblicke, sehe ich ein Jahr voller Gegensätze. Auf der einen Seite hat KI einen riesigen Sprung gemacht und viele Unternehmen haben nicht nur experimentiert, sondern erste echte Erfolge erzielt. Auf der anderen Seite spüre ich immer noch viel Zurückhaltung. Ich frage mich: Warum tun sich manche Unternehmen so schwer?

 

Andreas: Da bin ich ganz bei dir, Timo. KI war 2024 definitiv das dominierende Digitalisierungsthema! Dem Hype konnte sich niemand entziehen. Nach der anfänglichen Euphorie haben viele Unternehmen erkannt, dass es nicht um Science-Fiction geht, sondern um konkrete, wirtschaftlich sinnvolle Anwendungsfälle.

Und tatsächlich hat sich auch vieles bewegt: Von der anfänglichen Euphorie, dass KI der Heilsbringer für fast alles ist, bis hin zur pragmatischen Sichtweise, durch konkrete Use-Cases erste Schritte zu gehen. Daher ist KI sicher die Nummer 1 gewesen im Jahre 2024.

 

Dennoch ist KI nur ein Teil der digitalen Transformation. Die Herausforderungen sind weitaus vielschichtiger. Digitalisierung ist ein Cocktail mit einigen Bitterstoffen: Der Fachkräftemangel bremst die schnelle Umsetzung von Projekten. Und die veraltete Denkweise, IT als Kostenfaktor statt als strategischen Treiber zu sehen, nimmt vielen Initiativen den Schwung.

 

Zudem war 2024 geprägt von wirtschaftlicher Unsicherheit und politischen Turbulenzen. Viele Unternehmen reagierten darauf mit Zurückhaltung, griffen reflexartig zur altbewährten Sparstrategie und suchten die Schuld für den Stillstand in der Politik. Doch oft fehlte schlicht der Mut, den digitalen Wandel aktiv voranzutreiben. Es gibt aber auch positive Beispiele, die 2024 enorme Fortschritte in der Implementierung von KI in ihre Geschäftsprozesse machten.

 

Meiner Meinung nach liegen die größten Hürden weniger in der Politik, sondern viel mehr in der Verwaltung. Hier zeigt sich oft eine gewisse Trägheit, die Fortschritte ausbremst. Bürokratie erfüllt zweifellos eine wichtige Ordnungsfunktion, doch wenn sie zu starr wird, kann sie Innovation behindern. Gerade in der öffentlichen Verwaltung gibt es Prozesse, die eher bewahrt als hinterfragt werden und das mit spürbaren Auswirkungen auf die Industrie. 2024 wurde besonders deutlich, dass eine flexiblere, modernere Verwaltungsstruktur entscheidend wäre, um den digitalen Wandel gezielt zu unterstützen.


Das bestätigt einmal mehr, was ich auch wahrnehme. Innovation scheitert oft nicht an der Technologie, sondern an Strukturen und Gewohnheiten, die nicht hinterfragt oder aufgebrochen werden. Wie sieht es konkret im Mittelstand aus? Ist KI dort inzwischen angekommen, oder überwiegt noch die Zurückhaltung?

Nach den ersten Gehversuchen mit ChatGPT folgte eine spürbare Ernüchterung. Zwar erwies sich die KI als hilfreich für textbasierte Aufgaben, wie das Erstellen von Zusammenfassungen. Der direkte geschäftliche Mehrwert blieb begrenzt. Schnell wurde den Unternehmen klar: Sobald KI für Datenanalysen eingesetzt wird, übernimmt sie Aufgaben, die bisher manuell von Menschen erledigt wurden. Die Angst vor Jobverlust wurde real und die Skepsis nahm zu. Genau diese Unsicherheit bremst vielerorts die Einführung von KI in Unternehmen.

 

Dennoch gibt es viele positive Beispiele, bei denen nun mit KI besser, schneller und effizienter gearbeitet wird. Besonders deutlich wird das am Beispiel von KI-Assistenten: Ein junges Unternehmen im Schulungsbereich verzichtet darauf neue Vertriebsmitarbeiter einzustellen. Stattdessen wird das bestehende Team mit KI-Assistenten ausgestattet. Die KI schreibt Posts, fasst Texte zusammen und sorgt für die SEO-Tauglichkeit.

 

Diese Methodik wird inzwischen bei immer mehr Mittelständlern eingesetzt. Sie benötigt wenig initialen Aufwand, lässt sich schnell implementieren und funktioniert reibungslos, ohne die IT-Abteilung zu stark zu belasten.

 

Trotzdem ist es noch ein weiter weg, denn die klassischen Mittelständler, also Traditionsunternehmen zwischen 500 und 5.000 Mitarbeitern, sind zum Teil zögerlich und warten, bis die KI zu ihnen kommt.

 

Du hast mit der D4M-Methode einen strukturierten Ansatz entwickelt, um Digitalisierung im Mittelstand voranzutreiben. Was steckt dahinter, warum ist sie gerade für etablierte Unternehmen so wichtig und welche Rolle spielt KI dabei?

 

Die Eingangsfrage, die sich hier stellt, ist: Wie kann sich ein mittelständisches Unternehmen zukunftssicher aufstellen? KI ist zweifellos ein Schlüsselfaktor, aber längst nicht der einzige. Themen wie Compliance, IT-Sicherheit, Resilienz und der Umgang mit Legacy-Software sind ebenso essenziell.

Doch welche Priorität sollte was bekommen? Fragt ein Unternehmenslenker seine Abteilungs- oder Bereichsleiter, wird jeder seinen Bereich als den wichtigsten darstellen und entsprechende Investitionen fordern. Nicht selten setzt sich dann der Bereich durch, der den besten Draht zur Geschäftsführung hat. Ein riskanter Ansatz, der zu einseitigen Entscheidungen führen kann.

Genau hier setzt meine D4M-Methode an, die ich gemeinsam mit dem i8 Institut für Digitalkompetenz entwickelt habe. Sie verfolgt einen strukturierten Ansatz zur Erstellung einer digitalen Roadmap, die sich an den inneren Werten des Unternehmens orientiert. Im Mittelpunkt steht die gemeinsame Entwicklung von Prioritäten im Gesamtzusammenhang, anstatt isolierte Einzelinteressen zu bedienen. In mehreren Zyklen werden bestehende und zukünftige Themen bewertet und ihre Abhängigkeiten analysiert. Auf dieser Basis entsteht eine fundierte Priorisierung, als Grundlage für eine klare Roadmap zur digitalen Transformation.

Zusammen mit Unternehmen, wir euch von tisix.io lässt sich dieser Ansatz weiter vertiefen: So kann eine KI-Roadmap entstehen, die Unternehmen eine realistische und strategisch sinnvolle Vision für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz aufzeigt.


Da bin ich ganz bei dir: Eine strukturierte Herangehensweise ist entscheidend, um Digitalisierung gezielt voranzutreiben. Die D4M-Methode zeigt, wie Unternehmen ihre Prioritäten strategisch setzen können, anstatt von Abteilungsinteressen oder kurzfristigen Trends getrieben zu werden.
Lass uns den Blick nach vorne richten: Welche technologischen und politischen Entwicklungen erwartest du für 2025? Wo siehst du die größten Chancen und welche Herausforderungen kommen auf Unternehmen zu?

 

2025 wird in vielerlei Hinsicht ein spannendes Jahr. Neben nationalen politischen Entwicklungen werden auch globale Konflikte die wirtschaftliche Dynamik weiterhin beeinflussen. In der Automobilbranche stehen Veränderungen an, die langfristig Chancen für neue, zukunftsfähige Industrien eröffnen, etwa im Bereich nachhaltiger Energieversorgung. Doch diese Transformation braucht die richtigen Rahmenbedingungen: eine stabile Infrastruktur, effizientere Prozesse und eine praxisnahe Modernisierung sowohl in der öffentlichen Verwaltung als auch in Unternehmen.

Letztlich hängt der Erfolg von den Menschen ab. Digitalisierung kann nur gelingen, wenn Veränderung aktiv gestaltet wird. Es braucht Offenheit für neue Technologien und den Mut, Innovationen nicht nur zu diskutieren, sondern umzusetzen. Weniger Bürokratie, mehr praxisorientierte Lösungen. Unternehmen können auch von externen Experten profitieren. Ich bin beispielsweise Teil der MissionTop 5, die Unternehmen Digitallotsen an die Seite stellen, um bei der strategischen Umsetzung zu unterstützen

Natürlich wird KI Arbeitsplätze verändern, wie jede technologische Weiterentwicklung zuvor. Doch sie eröffnet auch neue Möglichkeiten und Wachstumspotenziale. Viele Unternehmen und Initiativen zeigen bereits, wie digitale Technologien sinnvoll genutzt werden können. Eingebettet in den europäischen Werteverbund und unterstützt durch gemeinsame Strategien, hat Europa die Chance, diesen Wandel erfolgreich zu gestalten. Entscheidend ist dabei eine konstruktive Zusammenarbeit über nationale Grenzen hinweg.


Der Mittelstand steht vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits eröffnen Technologien wie KI, Cloud, 5G/6G und Automatisierung enorme Chancen, andererseits steigt die Komplexität rasant. Themen wie NIS2, IT-Sicherheit, Resilienz und internationale Märkte fordern Unternehmen zunehmend. Die zentrale Frage ist also: Wie trifft man die richtigen Entscheidungen, ohne den Überblick zu verlieren?

 

Gerade für den Mittelstand ist das eine echte Herausforderung. Die Vielzahl an Themen übersteigt oft ihre personellen und strategischen Kapazitäten. Selbst vermeintlich einfache Aufgaben, wie die Personalplanung, werden angesichts des Fachkräftemangels zur großen Hürde. Doch genau hier müssen neue Wege gedacht werden. Warum nicht ein Nearshore-Entwicklungszentrum in Europa nutzen? Warum nicht die IT-Infrastruktur in die Cloud verlagern, um flexibler und effizienter zu arbeiten?

 

Unternehmen, wie unsere sind gefragt, hier bedarfsgerecht zu unterstützen und die Optionen strategisch zu bewerten und gezielt mit den Unternehmen umzusetzen. Wir helfen dabei, digitale Prozesse zu optimieren, KI sinnvoll zu integrieren und nachhaltige technologische Entscheidungen zu treffen: immer mit Blick auf die spezifischen Anforderungen des Mittelstands. Es geht nicht darum, jedem Trend hinterherzulaufen, sondern die besten Lösungen für das eigene Unternehmen zu finden und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

 

Lassen Sie uns ins Gespräch kommen!

Ob es um KI-Strategien oder gezielte KI-Projekte geht, die richtige Herangehensweise macht den Unterschied. Wir haben einen 3-stufigen Ansatz zur KI-Roadmap speziell für den Mittelstand. Vereinbaren Sie jetzt einen unverbindlichen Beratungstermin mit uns und lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, welche digitalen Lösungen Ihr Unternehmen wirklich voranbringen.




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