top of page

Vom Reiseblog zur KI-Videoproduktion – wie sich mein Journalismus verändert hat

  • Autorenbild: Bettina Blaß
    Bettina Blaß
  • 20. Okt.
  • 3 Min. Lesezeit
KI-Videoproduktion

Technischer Einblick: So sieht es hinter den bunten Bildern im Foyer der Volksbühne aus.


Im Studium wollte ich Lokaljournalistin werden. Geschichten aus der Nachbarschaft erzählen, Menschen porträtieren, Missstände aufdecken – das war mein Plan. Dass ich dann über Jahrzehnte als Verbraucherjournalistin im Wirtschaftsressort gearbeitet habe, war reiner Zufall. Heute bin ich überzeugt: Der Verbraucherjournalismus ist unterschätzt. In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr Medien davon abgewendet. Aus meiner Sicht ein Fehler, denn in einer immer komplexer werdenden Welt sind genau diese Inhalte wichtig.


Weil mich der Lokaljournalismus nie ganz losgelassen hat, habe ich vor gut zehn Jahren mein Reise- und Genussblog Opjueck.de ins Netz gebracht. Lange habe ich dort regelmäßig über Cafés, Hotels und Erlebnisse in Köln, Deutschland und der Welt geschrieben. Heute ist es stiller geworden auf dem Blog. Erstens, weil ich schlicht keine Zeit mehr zum Bloggen habe – zu viele Aufträge, zu viele Projekte. Zweitens, weil sich die digitale Welt verändert hat: Die Such- und Findelogik im Netz ist durch Künstliche Intelligenz neu geordnet. Immer weniger Nutzer klicken auf klassische Quellen. Das merkt man deutlich an den Zugriffszahlen.


Fast nur noch für Videoberichte

Trotzdem bekomme ich immer noch ab und zu Einladungen zu Eröffnungen von Cafés oder zu Pressekonferenzen. Das klingt immer glamourös – aber nein, für die Teilnahme bekomme ich natürlich kein Honorar. Champagner und Kaviar gibt’s auch nicht, auch wenn sich diese Gerüchte hartnäckig halten. Falls ich Zeit habe, gehe ich aus rein journalistischem Interesse hin. Und neuerdings auch, um gutes Filmmaterial zu haben, das ich mit tisix video schneiden kann.


KI-Videoproduktion: tisix video

tisix video ist das Produkt, das ich fast von Anfang an mitentwickle. Die Idee dahinter: Das Tool gleicht einen Text mit dem aufgenommenen Videomaterial ab, kürzt und schneidet beides automatisch so, dass Text und Bild zueinander passen. Der Voice Over wird automatisch mit der KI-Stimme vertont. Natürlich kann man auch die Tonspur anpassen oder O-Töne einbauen. So arbeitet KI-Videoproduktion, die auf echtem Material basiert und keine synthetischen Inhalte erstellt.


Ich habe in den vergangenen Monaten einige meiner Videos mit #tisixvideo in den sozialen Medien veröffentlicht. Allerdings können wir Material, das ich nicht offiziell und mit Erlaubnis aufgenommen habe, nicht auf den Kanälen von tisix teilen. Denn nicht überall darf man einfach filmen und das Material weiterverwenden. Jetzt war ich aber innerhalb einer Woche im Café Maora und zur Pressekonferenz in ein Theater eingeladen, und in beiden Fällen hatte ich eine Genehmigung. Mein kleines Stativ hatte ich zwar dabei, letztlich habe ich aber aus der Hand gefilmt. Neu ist mein kleines Ansteckmikrofon für knapp 25 Euro. Das erzielt eine erstaunlich gute Tonqualität.





Mobile Videobearbeitung auf dem Smartphone

Besonders praktisch finde ich, dass ich die Videos schon auf dem Heimweg schneiden kann – in diesen Fällen direkt in der KVB. Dazu spreche ich meinen Text ins Smartphone, so dass er sofort transkribiert wird. Dann lade ich ihn mit dem Videomaterial in tisix video – und wenn ich im Büro ankomme, ist zumindest die erste Fassung schon fertig. Die ersten Ergebnisse sind üblicherweise schon gut, aber richtig rund wird ein Video erst, wenn auch O-Töne eingebaut sind. Meistens ändere ich auch noch Kleinigkeiten am Voice Over. Und ja, manchmal nerve ich mich selbst mit meinem Perfektionismus.




Was mich antreibt: Gute Videos zu machen und gleichzeitig herauszufinden, wo wir tisix video optimieren und wie wir es weiterentwickeln können. Außerdem die Effizienz und der Spaß am Workflow. Schließlich ist Video heute der wichtigste Content-Typ im Netz, das bestätigt die aktuelle ARD-ZDF-Medienstudie erneut. Keine Redaktion wird langfristig daran vorbeikommen.


Ein schmunzelnder Blick zurück

Wenn ich an mein erstes journalistisches Video zurückdenke, muss ich schmunzeln. Das war 1991 an der Uni Marburg. Thema schon damals: Parkplatznot. Wir hatten eine riesige TV-Kamera, mehrere Akkus – und trotzdem gingen alle während des Drehs leer. Unsere Sprecherin war nervös, der Ton wackelig. Heute halte ich ein Gerät in der Größe einer Zigarettenschachtel in der Hand, mit dem ich filme, schneide und vertone – alles gleichzeitig.

Was damals unvorstellbar war, ist heute Alltag. Und doch fühlt es sich wieder ein bisschen so an wie früher im Lokaljournalismus: nah dran, spontan, mitten im Geschehen. Ich bin gespannt, wohin die Reise mit künstlicher Intelligenz, Lokal- und Videojournalismus noch führt. Und ich freue mich, sie ein Stück weit mitzugestalten.



bottom of page